Freitag, 27. September 2013
Schulfrei auf Chinesisch
Hatte ich mich vor ein paar Blog-Einträgen wirklich über die kurzfristige Informationspolitik in Bezug auf Feiertage und Ersatzschultage beklagt? Nun, wie ich inzwischen weiß, war das noch gar nichts! Hier ein kurzer Überblick über meinen Informationsstand zur kommenden Woche:

Was ich seit Wochen weiß:
1. Um den Nationalfeiertag am 1. Oktober hat ganz China einige Tage frei, vielleicht eine Woche.
2. Am Samstag und Sonntag davor (28./29.9.) findet für die Mittelstufe ein Sportfest statt.

Was ich seit kurzem weiß:
3. Erster Ferientag ist Dienstag, der 1. Oktober (bekannt seit eineinhalb Wochen).
4. Für die 9. und 12. Klasse (= Abschlussklassen) findet von Freitag bis Sonntag in den Ferien (4.-6.10.) Unterricht statt, am Sonntag nach dem Montag-Stundenplan (weiß ich seit einer Woche).
5. Der letzte Ferientag ist Montag, der 7. Oktober (weiß ich seit vier Tagen).

Was ich seit gestern Vormittag weiß:
6. Falls es beim geplanten Sportfest regnet, findet für die 7. bis 9. Klassen am Samstag (28.9.) Unterricht nach Freitag-Stundenplan statt, am Sonntag (29.9.) nach Montag-Stundenplan.

Was ich seit gestern Abend weiß:
7. Morgen (Samstag, 28.9.) hat die 12. Klasse Unterricht, und zwar nach Dienstag-Stundenplan; die 10. und 11. Klasse nach Montag-Stundenplan.
8. Übermorgen (Sonntag, 29.9.) hat die ganze Oberstufe (10. bis 12. Klasse) Unterricht nach Freitag-Stundenplan.

Wer jetzt denkt: „Naja, der Achim liest halt die chinesischen Aushänge im Lehrerzimmer nicht!“, der täuscht sich. Liu Jia, meine chinesische Deutsch-Kollegin, wirkte gestern Abend genauso überrascht wie ich, als sie mit obigen Neuigkeiten von einer Fachbetreuer-Konferenz kam.
Wann die Schüler das alles wohl erfahren?

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Dienstag, 24. September 2013
Was esse ich so? - Folge 3: Essen in Restaurants
Beim Essen in Restaurants habe ich schon sehr viel dazugelernt, aber trotzdem sind die Besuche dort noch immer von sehr unterschiedlichem Erfolg gekrönt:

Phase 1 – volles Risiko: Da ich weder lesen noch fragen kann, was es gibt, habe ich anfangs immer auf irgendein Gericht in der Karte oder auf der Tafel gedeutet und mich überraschen lassen, was ich bekomme. Leider bin ich mit dieser Strategie mehrfach grandios eingegangen, so zum Beispiel als ich eine Suppe mit Pilzen und Hühnchenfleisch/-knochen bekam. Ich mag keine Pilze, und das bisschen Hühnerfleisch konnte ich mit den Stäbchen natürlich auch nicht aus den Knochen lösen – und dass ich ständig die Hühnerkralle in meiner Suppe im Blick hatte, machte die Sache nicht appetitlicher:


Exkurs: Überhaupt, mein größtes Problem beim Essen (auch in der Kantine und den Essensbuden) sind die Knochen im Fleisch.
Fleisch und Fisch werden hier zwar stets in mundgerechte Bissen geschnitten (mit einer Schere!), aber eben komplett - mit Haut, Fettschwarten, Knochen oder Gräten. Für die Chinesen ist das überhaupt kein Problem; sie essen Fleisch so wie ich Kirschen esse: alles in den Mund schieben, dort (Frucht-)Fleisch vom Kern/Knochen lösen und essen, den ungenießbaren Rest wieder ausspucken (die Knochen landen auf der Tischplatte). Aber anders als den Chinesen gehen mir Knochen, Knorpel oder Fett im Mund so zuwider, dass ich solche Gerichte lieber vermeide oder nur das leicht zugängliche Fleisch vom Knochen abkiefe. Trotzdem habe ich an ausgewählten Fleischstücken die chinesische Art schon probiert – und zwar durchaus mit Erfolg. Dabei hilft, dass das Fleisch meistens so weich gekocht ist, dass es sich gut löst.

Phase 2 – auf Sicht bestellen: Inzwischen habe ich meine Taktik geändert und zeige im Restaurant jetzt immer auf ein Gericht, das einer der anderen Gäste gerade isst und sage auf Chinesisch 'Ich nehme das da!'. Meine Erfolgsquote stieg damit rapide. Aber auch hier gibt es immer wieder Rückschläge, beispielsweise wenn sich die vermeintlichen eingelegte Oliven als seltsam glasige gekochte Eier herausstellen:


Phase 3 – von Profis lernen: Bislang jedes Mal super läuft es, wenn ich mit Chinesen zum Essen gehe. Zum einen beraten sie mich beim Bestellen, noch mehr hilft aber die chinesische Art im Restaurant zu essen: Es werden zusammen verschiedene Gerichte bestellt (für vier Personen z.B. ein Gericht mit Fleisch, eines mit Fisch, zwei Sorten Gemüse, Suppe mit Fleisch, Reis) und jeder nimmt sich von allen. Meist holt man sich die Sachen mit Stäbchen auf sein Tellerchen und isst es von da. Die Gerichte werden übrigens nicht zusammen an den Tisch gebracht, sondern einzeln, sobald sie fertig sind. Das führt dazu, dass gefühlt ständig zusätzliche Sachen aufgetischt werden.

Abendessen mit einer Japanisch- und zwei Französisch-Lehrerinnen; aufgenommen kurz bevor zwei weitere Schalen mit Essen gebracht werden:


Abendessen mit Maud und einer weiteren Französisch-Lehrerin. Hier hat jeder sein eigenes Gericht. In dem Restaurant konnten wir übrigens gar keine Getränke kaufen; wir mussten sie im Kiosk nebenan holen:


Beim Abendessen mit einem Deutsch-Kollegen und zwei ehemaligen Schülern aß ich das bislang beste Gericht: ein Fisch in süß-saurer Sauce, auch optisch meisterlich zubereitet (das Fleisch steht wie bei einer gewagten Frisur ab und lässt sich mit den Stäbchen gut abreisen, zu meiner Freude ganz ohne Gräten):


Ich halte euch auf dem Laufenden, sobald ich bei Phase 4, 5 oder 6 angekommen bin...

Bonus-Info: Wie klappt es mit Stäbchen zu essen?
In Deutschland war ich immer ein lausiger Stäbchen-Esser, aber wenn es kein Besteck gibt, dann klappt es wie von alleine. Diese Erfahrung habe ich schon vor zwei Jahren bei meinen kurzen Abstechern nach Shanghai und Peking gemacht und auch hier in Wuhan klappte es vom ersten Tag an super.
Ein Schälchen Erdnüsse in glitschiger Soße mit Stäbchen essen? - Überhaupt kein Problem! (Zugegeben: Ich war selbst überrascht!)

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Montag, 23. September 2013
Was ich sonntags so mache
Während ihr gestern in Deutschland eine neue Regierung gewählt habt, habe ich einen der abwechslungsreichsten Sonntage meines Lebens verbracht:

Angefangen hat alles mit fünf Stunden Unterricht am Vormittag.
Warum in China am Sonntag Unterricht ist? - Nun, am Donnerstag war in China das Mondfest, weswegen die Regierung drei frei Tage festlegte (Do – Sa). Damit aber nicht so viel Arbeitszeit verloren geht, wurde dafür der Sonntag zum regulären Arbeitstag erklärt. Das ist wohl hier so üblich, ebenso wie die sehr kurzfristige Informationspolitik (zweieinhalb Wochen vorher erfuhr ich, dass wohl ein paar Tage frei sind, aber erst gut eine Woche vorher gab es die genauen Details).

Direkt nach dem Unterricht traf ich mich mit einem ehemaligem Schüler meiner hiesigen Schule, der sich den ganzen Nachmittag Zeit genommen hat, um mir ein paar interessante Ecken von Wuhan zu zeigen. David (so sein selbst gewählter deutscher Name) studiert seit zwei Jahren in Deutschland und ich habe ihn letzten Mittwoch kennengelernt; beim Abendessen mit meinem Deutsch-Kollegen, ihm und einer weiteren ehemaligen Schülerin (die am Montag, also heute, zum Studieren nach Deutschland zieht). Wir fuhren zuerst mit dem Bus zu einer Gasse, in der eine Essensbude neben der anderen steht, die alle die unterschiedlichsten Gerichte anbieten. Wir aßen Teigfladen mit Fleischfüllung, Tofu-Spieße, mit Reis gefüllte Teigbällchen, Fischsuppe mit Nudeln, Brotstängchen (zum in die Suppe tunken), frittierte Banane, sowie Frosch am Spieß (!). Zu trinken gab es Bohnensaft. Das meiste haben wir im Vorbeigehen gekauft und dann im Gastraum des Fischsuppe-Stands gegessen. Im Verlauf des Nachmittags haben wir uns dann noch eine Ganzkörpermassage gegönnt (sehr wohltuend!), saßen in einem sympathischen Studentenviertel im Café und ich bekam noch den einen oder anderen Insider-Tipp.

Am Abend schließlich war ich auf der Geburtstagsfeier eines Chinesen, den ich bis zur Feier nicht kannte. Eingeladen hat mich ein paar Tage zuvor eine Frau, die ich ebenfalls nicht kannte, und zwar per e-mail! Ich habe natürlich sofort zugesagt!!

Wie es dazu kam? - Auf meine e-mail mit dem Link zu diesem Blog erhielt ich eine ausführliche Antwort von Wolfgang Huhn, einem Trompetenlehrer am Dalberg-Gymnasium in Aschaffenburg. Er ist doch tatsächlich mit einer Frau aus Wuhan verheiratet und hat erst durch meine e-mail erfahren, dass ich jetzt an einer Schule in genau dieser Stadt unterrichte. Wie es der Zufall will, ist seine Frau gerade für einige Wochen zu Besuch in Wuhan und so kam es zu dieser Einladung. Frau Huhns Familie ist wahnsinnig nett und ich hatte das Gefühl, sie haben sich genauso sehr über mein Kommen gefreut, wie ich mich über die Einladung. Ich wurde strategisch geschickt zwischen zwei Leute gesetzt, die hervorragend Deutsch bzw. Englisch sprechen und es war ein rundum interessanter und vergnüglicher Abend. Zu Essen gab es mindestens 15 verschiedene Gerichte, die alle auf eine drehbare Glasscheibe in der Mitte des Tisches gestellt wurden. Das kam mir sehr entgegen, weil ich so alles mögliche probieren konnte und wenn mir mal etwas nicht so gut geschmeckt hat (was kaum vorkam), dann konnte ich einfach etwas anderes essen.
Und so kam es auch, dass ich an diesem Tag zum zweiten Mal Frosch aß!

Chinesische Freßgasse:


Hier ein Stand für Fleischspieße:


Hier gibt es gedämpfte Teigklößchen mit Reisfüllung; links im Bild sieht man David:


Sogar eine Statue zu Ehren der 'regan mian' gibt es (siehe letzter Blog-Eintrag).


Noch rohe Frösche:


Und hier in verzehrfertiger Form.


Wie Frosch schmeckt? - Wie normales Fleisch auch. Ich habe keine besondere Abneigung oder Vorliebe zu Froschfleisch entwickelt.

Im Studentenviertel. Fast schon gemütlich – auf jeden Fall ganz anders als bei mir um die Ecke:


Beim Geburtstagsessen:


Es waren 10 Erwachsene und drei Kinder da. Die Kinder sieht man kaum, sie spielen an einem Tablet-PC (also kein Unterschied zu Deutschland). Geburtstagskind ist der Mann rechts, dessen Gesicht man sieht:


Von rechts nach links: ich, Frau Huhn und ihre Eltern:

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